Donnerstag, 7. Dezember 2017

Zu viel Weichspüler...





Bevor ich zum eigentlichen Thema komm, möchte ich die neuen Besucher hier auf meinem Blog ganz herzlich begrüßen. Durch das Interview welches ich für Mareike Fuisz und den Downsyndrom Kongress geben durfte hat schon der ein oder andere hier vorbei geschaut und das freut mich total ;-)

Und da wären wir auch schon beim Thema..das Interview...

Bei der Vorstellung des Blogs habe ich erklärt, warum das hier nicht mehr das Rumpelpumpelhaus ist, sondern das A-Team. Daraufhin kam die Frage, ob sich das Thema "Alleinerziehend" hier niederschlägt.

Und jetzt kommt meine Aussage, die mir seit ich das Video gesehn hab ziemliche Bauchschmerzen bereitet und einiges in mir ausgelöst hat. Meine Antwort war: "ich denke schon, wobei sich der Papa von Agnes immer noch sehr für sie engagiert und in alles mit einbezogen wird, wir halt nur nicht mehr zusammen leben."

Das ist ziemlich weichgespült, hört sich so nach Bilderbuchgetrenntsein an, so wie es in diesen tollen Ratgebern steht, die ich gelesen habe. Mir ist klar dass es ein ziemlich schmaler Grat ist zwischen "ehrlich und authentisch" und schmutziger Wäsche waschen bzw einer "Abrechnung" mit jemanden der sich hier nicht wehren kann.

ABER: Aus Respekt allen alleinerziehenden Müttern und Vätern da draußen und mir selbst gegenüber kann ich das nicht so stehen lassen. Ich möchte hier keine Scheinwelt zeigen wie es sein sollte, sondern das wahre Leben, mit allen positiven Seiten und natürlich gehören auch die neagtiven Dinge, die Rückschläge oder kleinen Kämpfe des Lebens dazu.

Wenn ihr hier mitlest würde ich mir wünschen dass ihr das Gefühl habt: Ok, ihr ging es genauso, da finde ich mich wieder und nicht: warum schaffe ich das nicht, warum läuft bei mir nicht alles glatt.

Und deshalb mache ich mich mal ein wenig "Nackig"..keine Angst, nur sprichwörtlich ;-)

Wir haben uns nicht einvernehmlich getrennt und es war auch kein schleichender Prozess. Es war von heute auf morgen, er war einfach weg. Mir hat es sowas von den Boden unter den Füßen weggezogen, ich war in einer Art Schockstarre. Von 0 auf 100 war ich mit Agnes alleine, brauchte einen neuen Job, wusste nicht ob ich in der Wohnung bleiben konnte, keine Ahnung wie es weiter gehen sollte. Ich konnte nichts mehr essen, hab innerhalb von 4 Monaten über 30 Kilo abgenommen.  Der erste Gedanke war, ich muss zum Anwalt. Dieser sagte zu mir: "Sie stecken ganz schön in der Scheiße, aber sie brauchen jetzt einen kühlen Kopf. Sie müssen zum Jobcenter, zum Jugendamt, zum Finanzamt usw..

Also nix mit Schnaps zum Frühstück und Decke über den Kopf! Es musste ja alles weiterlaufen, die Therapien, Arzttermine, Agnes das Gefühl geben dass alles gut wird.

Für sie war es am Anfang schwer. Ich konnte nicht mal alleine auf Toilette, da saß sie schon vor der Tür und weinte. Alleine in den Keller zur Waschmaschine? Undenkbar...nachts schlief sie eng an mich gekuschelt, die Hand in meinem Gesicht.

Ich war im Zwiespalt zwischen so wenig wie möglich in der Wohnung verändern damit es ihr leichter fällt und die Veränderungen nach und nach passieren können und zwischen alles raus was an ihn erinnert. Denk ihr könnt nachvollziehen was mein erster Impuls war.

Nach und nach hab ich meine To-do Liste abgearbeitet und versucht , das hier nicht Land unter ist. Von einer verlässlichen Umgangsregelung waren wir auch weit entfernt und erst seit ein paar Wochen funktioniert es auch mal am Wochenende.

Dass ich damit nicht alleine bin, weiß ich inzwischen. Dass ich mich auf niemanden verlassen kann, auch.

Der Alltag sieht so aus, dass ich alles alleine organisiere, alle Termine koordiniere und für alle Personen die mit Agnes zu tun haben, bin ich der Anprechpartner. Ich stehe nachts auf wenn sie weint oder krank ist, ich organisiere Betreuung wenn der Kindergarten geschlossen hat. Er frägt schon was es Neues gibt oder wie das jetzt mit der Schule funktioniert, aber es ist nicht das Gleiche wie wenn man eine Familie ist. Mir ist schon bewusst dass es in vielen Familien so läuft dass die Frau für alles zuständig ist, aber zumindest sind die Partner manchmal köperlich, im Idealfall auch geistig anwesend und können mal etwas übernehmen.

Das ist jetzt kein Jammern, ich habe mein Leben bzw unser Leben neu organisiert, ich bekomme sehr viel positive Rückmeldungen von der Ergotherapeutin und dem Kindergarten, dass Agnes momentan große Fortschritte macht und aufholt, dass sie unbeschwert ist und angekommen ist. Wir genießen unsere Zeit zusammen und unternehmen viel, sind viel draußen was uns gut tut.

Ich selbst habe mich im letzten Jahr sehr verändert, ich weiß inzwischen was ich alles leisten kann und kenne trotzdem meine Grenzen besser und mach dann etwas für mich. Ich hatte immer Ängste vor "Unbekanntem", z.B. fremde Orte, fremde Menschen, wenn ich nicht weiß was mich erwartet.  Aber wenn ich eines inzwischen weiß, dann dass man alles überwinden kann und dabei immer nur gewinnt.

So, jetzt habe ich lange genug drüber nachgedacht ob man das so schreiben kann..ich denke ja :-)

Wünsche Euch noch eine schöne Weihnachtszeit, morgen erzähle ich Euch etwas über den Nikolaus und wie er hier empfangen wurde ;-)



4 Kommentare:

  1. Oh wei, drück dich mal ganz doll ;-) Ich habe tatsächlich gedacht, naja wenn wenigstens ein Vater verläßlich da ist... ;-) bei uns ja gar nicht gegeben, ich bin froh das Joshua noch sehr klein war und keine Erinnerung daran hat, sonst wäre es wahrscheinlich schwer das er ihn seit Jahren nicht gesehen hat... ich habe mich bei unserem Interview nachher auch gefragt warum ich in der Aufregung eigentlich ständig erwähnt habe das ich alleinerziehend bin ;-)es muss sich so angehört haben als ob ich speziell allein erziehende Leser ansprechen möchte... eigentlich wollte ich damit sagen dass man sich in der SS auf gar keinen Fall unter Druck setzen lassen sollte... alles ist machbar :-) Liebe Frauenpowergrüße Christine (auch mal am schwächeln und nicht immer voll Power ;-)

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    1. Liebe Christine, ja hinterher wusste ich erstmal gar nicht mehr was ich gesagt habe ;-) wir sind ja auch noch keine Profis. ich merk jetzt schon nach einer Stunde wie wichtig es ist, ehrlich zu sein, dass es nix bringt, ein Idealbild zu beschreiben. Tschakka :-D Liebe Grüße zurück!

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  2. Genau so kannst Du das schreiben, es ist perfekt, glitzert nicht unnatürlich und ist auch kein in die Pfanne hauen. Einfach ehrlich und wie das Leben eben so ist.
    Wenn ich Kummer habe esse ich übrigens anstatt nichts essen zu können, ich hatte wohl zuviel Kummer die letzten Jahre, hihihi.
    Ich finde es super dass und was du geschrieben hast und ich fand dein Interview super
    Ich drück dich mal virtuell
    Martina

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    1. Vielen lieben Dank Martina! geht runter wie Öl :-D

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