Sonntag, 26. Oktober 2014

Kindergartenroulette oder ..mein Kind will doch nur spielen...Nr.26 von 31for21

Seufz..erstmal tief durchatmen und einen großen Schluck Kaffee zum Sortieren...
Heute geb ich Euch mal einen Einblick in unsere Kindergartenthematik. Momentan beschäftigt uns das fast rund um die Uhr wobei wir aktiv gerade alles getan haben was wir können und wir uns nun bis zum 6.November gedulden müssen.

Wie, Kindergarten..das ist doch schon alles geklärt? Das höre ich täglich wenn wir unterwegs sind. Wir sind zur Zeit Thema bei uns am Ort und es sieht wohl so aus, als wären wir "Vorreiter" und ebnen Eltern die in Zukunft ihr Kind mit "erhöhtem Förderbedarf" in einen Regelkindergarten unterbringen wollen, den Weg. Aber von Anfang an:

Vor ca 2 Jahren haben wir uns Gedanken gemacht, in welchen Kiga wir Agnes geben wollen. Wir haben 5 am Ort, zusätzlich einen Waldkindergarten, außerdem einen Förderkindergarten zwei Städte weiter.

Wir haben uns mit vielen Eltern unterhalten, die auch Kinder mit DS haben, ich hab viel im Internet gelesen und natürlich haben wir die letzten 3 Jahre unsere Tochter kennengelernt. Wir wissen wie sie auf andere Kinder, Erwachsene, neue Räume, hohe Geräuschpegel usw reagiert, wir merken, wie kontaktfreudig sie ist und vorallem wie neugierig auf die große weite Welt da draußen.

Ausschlaggebend für unsere Entscheidung ist dass es Agnes gut geht, aber natürlich auch dass die ganze Umgebung sich wohlfühlt und Agnes in der Einrichtung willkommen ist.

Also haben wir uns für Kiga Nr1 entschieden, vor 2 Jahren angefragt ob es möglich sei dass Agnes kommen kann und immer positive Rückmeldungen bekommen. Im Frühjahr waren wir nachmittags zu Besuch zum Anschauen, haben Bedenken wegen offenem Konzept angesprochen, daraufhin bekamen wir zur Antwort : " Bisher hat sich noch jedes Kind eingewöhnt und man sehe da keine Probleme".

Im Juni gingen wir zum "Schnuppern" einen ganzen Vormittag , für uns sah es problemlos aus, daraufhin bekamen wir den schriftlichen Bescheid dass Agnes im November aufgenommen wird.

Anfang Juli dann das erste Gespräch im Kiga mit Frühförderung, Leiterin und Erzieherin des Kigas und Stellvertreterin des Trägers. Da hörten wir zum ersten Mal von Problemen:

  • Agnes kann noch nicht laufen, Erzieherin bekommen Rückenschmerzen
  • Agnes kann nicht kommunizieren (wie ANDERE 3 jährige Kinder)
  • Agnes hat auf das Bild eines anderen Kindes gemalt
  • Agnes braucht spezielles Fördermaterial
  • Es ist ein finanzielles Problem eine weitere Integrationsmaßnahme in diesem Kiga durchzuführen

Unnötig zu sagen  wie ich geschluckt habe, wie fassungslos, traurig und enttäuscht wir waren. Dieses Gespräch diente aber dazu, den Bedarf an Integrationsstunden zu ermitteln, die an einem so genannten "Runden Tisch" nach den Ferien zusammen mit Vertreter des Landratsamtes beantragt werden.

Nach dem Gespräch ging es erstmal rund im Kopf...was heißt das jetzt, brauchen wir einen anderen Kiga? Haben wir was versäumt oder was für ein Bild haben andere von Agnes?

Kurz darauf wurde zurückgerudert, der Träger, die Leiterin und noch andere Beteiligten kamen auf uns zu, entschuldigten sich für das Gespräch das falsch verlaufen sei, Agnes ist nach wie vor Willkommen, sie bemühen sich um Infos was sie brauchen usw...

Gut, Bedenken weggewischt, Blick nach vorn, Vorfreude überwog, durchgeschnauft.

Nach den Ferien dann die Nachricht dass die vorgesehene Integrationshilfe abgesprungen ist. Dann Termin zum Runden Tisch...

Und da traf uns der Hammer am ENDE des Gesprächs..wir sollten uns überlegen ob wir nicht 2 andere Kigas ansehen wollen, die hätten altersgemischte Gruppen,U3 Kinder, ein geschlossenes Konzept und ganz tolle neue Sanitärräume ...????? (Das ist uns besonders wichtig..daß das Klo auf dem neuesten Stand ist ). Wir sollen uns einfach dort melden um einen Besuchstermin auszumachen, es wüssten alle Bescheid.

Ja, so standen wir erstmal da, ratlos...Aber da wir ja keine andere Wahl hatten riefen wir dort an und oh Wunder, niemand wusste von IRGENDETWAS.. Kurz und gut, neben der Suche nach einer neuen I-Kraft haben wir die beiden Kigas angesehen, uns für einen entschieden und zwar aus folgendem Grund:

  • Die Leiterin hat uns mit einer solchen Herzenswärme empfangen, Agnes ein Rutschfahrzeug gebracht und sich mit uns sehr lange offen unterhalten
  • es fiel kein einziges Mal an diesem Nachmittag das Wort : Problem                                               
  • wir hatten dieses Bauchgefühl dass alles stimmig ist und wir es gerne probieren möchten

 Wieder durchatmen, nach vorne schauen und freuen...

Dann kam der Anruf dass doch nochmal ein Runder Tisch stattfinden sollte um auch dort den Bedarf an I-Stunden zu ermitteln.

Tja, was soll ich Euch sagen, es ging/geht weiter mit der Achterbahnfahrt. Jetzt hat der Träger bedenken, möchte sich "Rückhalt" holen und zwar in einer Sitzung in der abgestimmt wird ob Agnes kommen darf oder nicht. Und wenn, dann nur mit einer 1:1 Betreuung.

"Es gäbe doch spezielle Einrichtungen für solche Kinder" war ein Satz der mir einen Stich ins Herz versetzte, und er war nicht der Einzige.

Inklusion ist ein großes Wort mit einem riesigen Rattenschwanz an Bürokratie, Personal das fehlt oder nicht geschult ist, Finanzielle Mittel die fehlen und ganz viel Angst vor dem "Unbekannten". In jedem Landkreis gibt es andere Regelungen, andere Mittel die zur Verfügung stehen und keiner weiß so recht wer für was zuständig ist.

Das Inklusion noch nicht immer und überall und auch noch nicht für alle funktioniert , ist uns klar, aber es geht hier um einen Kindergartenplatz!
Für mich ist Kindergarten keine "Vor-Uni" an dem "Entdeckerkurse", englisch oder sonstwas angeboten werden muss, für mich ist Kindergarten ein Ort an dem Kinder in einem geschützten Raum soziales Verhalten lernen dürfen, miteinander kommunizieren  können egal ob verbal oder nonverbal, wo man gemeinsam Lieder singt, malt, Kastanienmännchen bastelt und aus Kissen Schlösser baut, wo man Feste miteinander feiert und vorbereitet und lacht und auch mal streitet.

Gerne würde ich Tinkerbell mal vorbeischicken und eine riesige Ladung "Pixi-Dust" abwerfen lassen damit jedes Kind die Chance bekommt, mit anderen Kindern, egal woher sie kommen, ob laufend oder nicht, ob sprechend oder nicht, einfach nur zu spielen...

Das war ja fast das Wort zum Sonntag :-) Wir wissen, dass die Meisten bemüht sind, eine gute Lösung für uns zu finden, sie haben gemerkt dass im Vorfeld mehr geklärt werden muss, interne Abläufe optimiert werden müssen und Verantwortliche zusammenarbeiten müssen.

Jetzt warten wir also ab, hoffen auf einen positiven Bescheid und wenn wir den Weg für andere geebnet haben, war diese Nervenachterbahnfahrt ja für was gut...ich hoffe es...

Wir wünschen Euch einen schönen Sonntag,

Eure Frau Rumpel








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